Die besondere Markengeschichte
(Fortsetzung)
Das ist das Geheimnis
der Idee des
Ingvar Kamprad aus Elmtarysd
in Agunnaryd,
der IKEA gegründet hat.
Ob man baut oder sich einrichtet, man kommt
am schwedischen Möbelhaus nicht vorbei. Ob es Stühle
oder Tische waren, Bettenuntergestelle
oder Matratzen, Sessel oder Sofas, wie kauften sie. Je
öfters wir umzogen, desto sicherer waren wir IKEA-Kunden.
Wir wollten was Neues, gaben uns in der neuen Wohnung
aber auch nur eine begrenzte Zeit, also lief ein Teil
der Einrichtung auf IKEA hinaus. Für ein paar Jahre
des Übergangs oder bis man mehr Geld für bessere
Möbel hat, tuns die von IKEA. Nur die Lampen erleben
selten mehr als ein Jahr. Ihnen fehlt nur der Griff zum
Wegwerfen, so schlecht, so billig sind sie zusammengeschustert.
Wenn VW durch den Golf gerettet wurde, dann
war es bei IKEA Billy.
Früher in der DDR gefertigt, formaldehydbelastet,
wie es hieß, jetzt angeblich sauber, hat Billy überlebt
und ist ein Kult-Gegenstand geworden. Billy, das Regal
des letzten Viertels dieses Jahrhunderts! Billy in allen
Haushalten, wo es Bücher gibt, und nicht nur dort.
Als wir 1987 mit Tausenden von Büchern umzogen, hatten
die alten, von mir vor Jahren gebauten Regale ausgedient.
Vier Umzüge hatten sie überlebt, immer wieder
hatte ich sie neu zurechtgeschnitten, den jeweiligen neuen
Bedingungen angepaßt. Heute tun sie als Kellerregale
weiterhin Dienst. Neue Regale mußten her. Natürlich
war mein Plan, die Regale selbst zu bauen, gediegene,
schwere, solide Regale aus massivem Holz. Das sei ich
mir, dachte ich, schuldig. Ich rechnete und plante. Zwei
Wände, insgesamt fünfzehn laufende Meter von
einer Höhe von 2 Meter 70, waren mit Regalen zu bebauen.
Es rechnete sich nicht. Selbst wenn ich nur das Material
und nicht meine Arbeit berechnete, waren die Billy-Regale
viel preiswerter. Dazu kam, daß ich genug andere
Arbeit hatte. Also sollten es die Billys sein. Es stellte
sich heraus, daß sie eine bewundernswerte Eigenschaft
hatten: wenn man die zusammengebauten Regale aneinander
und aufeinander stellte, also nicht die Zwischenräume
zwischen den Regalen nur mit Einlegeböden verband,
so daß jeweils breite, doppelte Wände entstanden,
sah die Bücherwand plötzlich nicht mehr nach
IKEA aus. Von mir also kein schlechtes Wort über
Billy!
Von mir nicht!
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Elke Heidenreich / Bernd Schroeder,
Rudernde Hunde, Geschichten
© 2002 Carl Hanser Verlag, München - Wien
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