Habenwollen - Wie funktioniert die Konsumkultur?
Wolfgang Ullrich (Oktober 2006)
"Statt des Gebrauchswerts gibt .. oft die Farbe, die Form, die
Verpackung oder ein Slogan den Ausschlag ..., etwas in den
Einkaufswagen zu tun." (S. 11)
"Dem Habenwollen ging und geht ein Habenmüssen voraus,
und erste wenn die notwendigen Bedürfnisse befriedigt sind,
ist für die Erfüllung - und Entwicklung - von Wünschen Platz."
(S. 13)
"Markenbildung, wo ein Ruf - oder Image - wichtiger werden
kann als die materielle Verfaßtheit des Produkts." (S. 18)
"Käufer elitärer Markenartikel berichten davon, wie ihr Leben
dadurch intensiver und bewußter werde und sich eigene
Rituale entwickelten." (S. 24)
"Wichtiger als das Image der Person ... ist .. inzwischen
das Image der Dinge, womit sie sich umgibt." (S. 29)
"Selbst wenn eine Marke ihren Käufern die Teilhabe an einer
'community' verspricht, geht es nciht um die Ausbildung einer
gemeinsamen Weltanschauung, sondern darum, sich gegen-
seitig zu bestätigen, daß man das Richtige gekauft hat" (S. 34)
"In Marken verdichten sich die Qualitäten, die von Dingen allgemein erhofft werden." (S. 35)
"Fast jedes Imagedesign ist heutzutage ... daraufhin angelegt, eine Vermenschlichung der Marke - und damit
die Identifikation mit ihr - zu erleichtern." (S. 35)
"Markenprodukte verlangen nicht mehr als das Geld der Konsumenten, um erworben werden zu können." (S. 40)
"Mancher [verspürt] in einem Markenshop ähnlich erhabene Gefühle wie bei der Wandlung im Gottesdienst." (S. 40)
"Ein Markenprodukt [kann], jenseits seines Gebrauchswerts sinnvoll scheinen, ohne daß man jedoch angeben
könnte, worin genau sein Sinn bestehen ... sollte." (S. 42)
"Daß sie nur eine allgemeine Aura besitzen, macht Markenprodukte ... leicht verwechselbar." (S. 42)
"Die Welt der Fiktionen ist .. unbegrenzt und wird von einem markanten Image, einem ungewöhnlichen Design
oder einer flotten Werbekampagne belebt. Aber selbst
wenn keine neuartigen Impulse von eiem Objekt ausgehen,
kann es Erfolg haben, da die meisten Menschen nicht n ur Abenteuer und Abwechslung suchen, sondern in Varian-
ten immer wieder dieselben Stimmungen erleben wollen." (S. 47)
"Häufig [nehmen] Menschen in Warenhäusern oder Geschäften etwas in die Hand, [halten] es vor sich und [blicken]
versonnen darauf: Sie träumen gerade, in Empathie verfallen wie Leser eines Romans. ERst recht werden vor den
Spiegeln von Umkleidekabinen alterantive Lebensläufe skizziert." (S. 48)
"Produkte, die das Flair von Urlaub und Ferne besitzen, sind Souvenirs von Reisen, die man vielleicht einmal macht.
Es sind Andenken an die eigenen Wünsche." (S. 52)
"[Menschen] übernehmen Strategien der Markenhersteller für sich und bieten sich gegenseitig als Projektions-
flächen dar" (S. 55)
"Für manche Konsumenten [ist] der Weg der Ware das Ziel, weil sie dann auf jeder Party mit Anekdoten und
konsumistischen Varianten einer Odyssee aufwarten können." (S. 56)
"Sobald die dringlicheren Bedürfnisse befriedigt sind, ist Geld nicht mehr nur Zahlungsmittel, sondern genauso
ein Stimulans wie ein aufgeladenes Markenprodukt." (S. 60)
"Der Markenkult der letzten Jahrzehnte ist .. auch eine Reaktion auf die Verführungskraft des Kapitalismus;" (S. 61)
"Wer heute in einen Drogeriemarkt geht, muß davon Abschied nehmen, den Menschen früherer Jahrhunderte
spöttisch-überlegen Aberglauben und Naivität vorzuhalten, sind doch auf zahllosen Produkten und Präparaten
so spektakuläre Verjünungsversprechen aufgedruckt, daß sie mit denen anderer Epochen mühelos konkurrieren
können." (S. 96)
"Sobald sich die Markenkultur weiter etabliert hat und es etwa auch selbstverständlich geworden ist, daß Schrift-
steller oder Kulturphilosophen - ohne Marketingauftrag - so über einzelne Markenerlebnisse schreiben, wie sie
ehedem über Kunsterlebnisse schrieben, wird die Nähe zwischen beiden offensichtlicher werden" (S. 117)
"Marktforschung ist die neue Form der Anthropologie." (S. 121)
"Die Waren werden wie Exponate präsentiert: einzeln freigestellt, angestrahlt wie in einer Schatzkammer,
dargeboten als Unikate." (S. 182)
"Nur wer keinen Hunger verspürt, hat einen Sinn für die Form oder Farben der Trauben, das Licht auf ihrer
Oberfläche oder das Schimmern ihrer Blätter." (S. 185)
"Damals [fand] vor einem Gemälde oder im Konzertsaal und in der konzentrierten Auseinandersetzung mit
einem Werk statt, was heute eher vor einem Kaufhausregal, im Marken- oder Museumsshop und mit einem
Blick auf den eigenen Geldbeutet geschieht." (S. 193)
"Viele Markenartikelunternehmen ... [lernen] von den Strategien der Kunst und [entwickeln] ihre Artikel als
Projektionsflächen, als Assoziationsstoff, als subtil an das Unbewußte adressierte Zeichensprache." (S. 193)
"Das Ziel wird darin bestehen, daß die Menschen aus einem Flagship-Store genauso beeindruckt kommen
wie aus einem Kinofilm, der sie aufwühlt, noch länger beschäftigt und zu Diskussionen veranlaßt." (S. 199)
"Anspruchsvollere Kunden werden sich nicht mehr mit den trivialen Plots der Waren- und Markeninszenierungen
zufriedengeben." (S. 201)
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