Ikone einer Leidenschaft - Die Entwicklung der Marke
Mercedes-Benz
von Leslie Butterfield (Oktober 2005)
Ikone
einer Leidenschaft ist ein beeindruckendes Buch
über Mercedes-Benz,
die älteste Automarke der Welt.
Genauso wie die Marke Mercedes-Benz hat mich auch dieses
Buch begeistert, von der ersten bis zur letzten Seite!
Was Leslie Butterfield auf 272 Seiten berichtet, liest sich
wie
ein hervorragend konzipierter Roman. Auftakt des ungewöhn-
lichen, ungewöhnlich gut gelungenen Buches bildet ein
Vor-
wort von Giorgio Armani. Was folgt ist eine unglaubliche
Mar- kengeschichte zwischen zwei knapp 24 x 28 cm großen
Buchdeckeln. Die Bilder: ungewöhnlich, überraschend,
treffsicher. Der Text: wunderschön ausformuliert, spannend,
ehrlich, scharfsinnig!
Ausgangspunkt des leidenschaftlichen Buches bilden die drei
Kapitel "Amazing Grace" über die Marke Mercedes-Benz
heute, "Mythos und Wirklichkeit" über den
Rollenwandel von Marken in unserer Kultur und "Was
ist eine Marke?", eine Annähererung an die Essenz
des Phänomens Marke. Anschließend seziert Butterfield
die Geschichte der Familien
Benz, Daimler, Jellinek und beschreibt weitere wichtige
Personen und Ereignisse, die die Marke zu dem machten, was
sie heute ist: "enduring passion".
1955 beispielsweise ereignete sich ein verheerender Rennunfall
bei dem 80 Zuschauer ihr Leben verloren. Zwei Konse-quenzen
zog das Unternehmen hieraus. Zum einen zog sich Mercedes-Benz
vorrübergehend aus dem Rennsport zu-
rück, zum anderen folgte vier Jahre später der
weltweit erste Crash-Test. Die neuartigen Experimente ermöglichten
es,
eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen, wie z.B. Sicherheitszelle
und Seitenaufprallschutz zu entwickeln, beides Ent- wicklungen
die heute wie selbstverständlich zum Standard eines
jeden Autos gehören (vom chinesischen Gelände-
wagen "Landwind" einmal abgesehen).
Dem Autor gelingt es kunstvoll relevante geschichtliche
Ereignisse der damaligen Zeit mit der Marke in Verbindung
zu setzen, angefangen von den 70er und 80er Jahren des 19.
Jahrhunderts bis Anfang 2005. Für die Zeit nach 1970
wurden von Butterfield mehr als 40 Zeitzeugen vom "Benz",
vom "Daimler" und aus dem Umfeld des Unternehmens
interviewt und ihre Gedanken und Sichtweisen gelungen eingearbeitet.
Auch liefert das Buch interessante Einsichten, die bisher
nur wenigen bekannt waren. So erfährt der Leser beispiels-
weise, dass der von Bela Barényi entworfene 170 H
von Mercdedes-Benz Vorläufer und Formgeber des VW-Käfer
war und nicht, wie häufig behauptet, Ferdinand Porsches
Entwurf. Dass der 1959 vorgestellte 280 SE vom bekannten
deutschen Architekten Prof. Egon Eiermann als "Hure"
bezeichnet wurde (S. 150)
wird genauso berichtet wie die Umfrageergebnisse von 1987,
denen zufolge Verbraucher ein Tier auswählen sollten,
das ihrer Meinung nach die
Marke Mercedes-Benz symbolisierte, und daraufhin den "nickenden
Hund" auf der Hutablage wählten (S. 175).
Was das Buch besonders überzeugend und glaubwürdig
macht, ist, dass es nicht an kritischen Zwischentönen
spart,
wie die folgenden drei Beispiele deutlich machen:
"In ihrer 'Haltung' hatte die Marke ebenfalls die
'Führungsrolle' verloren. Im Gegenteil: Sie widersetzte
sich hartnäckig
dem damaligen Wertewandel. Und lehnte neue Ideen und die
neuen gesellschaftlichen Trends ab. Es war bestimmt
kein Zufall, dass damals - wie schon in der Vergangenheit
- die oberen Führungspositionen im Unternehmen mit
respektablen Anzugträgern über fünfzig besetzt
waren, die mit der neuen Lebensweise außerhalb ihrer
eleganten,
aber isolierten Büros kaum in Berühung kamen."
(S. 163)
Auch spielte Marketing noch in den 70er und 80er Jahren
des vergangenen Jahrhunderts bei Mercedes-Benz kaum eine
Rolle, wie die beiden folgenden Aussagen von Hans-Georg
Brehm und Dieter Zetsche deutlich machen (S. 164):
Brehm über die damaligen Haltung: "Vor 25 Jahren
flogen die Marketingleute
aus den Sitzungen, wenn sie das Wort 'Positionierung' in
den Mund nahmen."
Zetsche zur damaligen Sicht der Dinge: "Marketing
braucht man nur, wenn man sich
einen Flop leistet oder das Produkt neu verpacken muss.
Wir brauchen das nicht."
Abschließend möchte ich noch Prof. Dr. Patrick
Barwise von der London Business School zitieren, der Butterfields
Buch wie folgt - und wie ich finde auf treffende Weise -
charakterisiert:
"Die aufwändig illustrierte Geschichte einer
globalen Kultmarke. Nicht nur über die Triumphe, sondern
auch die Schwierigkeiten und Krisen, bis hin zu den gegenwärtigen
Herausforderungen hinsichtlich Qualität, Komplexität
und Service."
Link zum Autor: Leslie
Butterfield
Ausgewählte Zitate von Leslie Butterfield finden Sie >> hier
Weitere Informationen zu "Ikone einer Leidenschaft" finden Sie auf
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