Der Entstehung der heute etwas altertümlich anmutenden Duftwassermarke geht ein
78 Jahre dauernder, kurioser Streit um die Rechte an der seit 1709 von Johann Maria
Farina im Geschäftsverkehr verwendeten Duftmarke "Farina" voraus. Farina selbst
umschrieb seine Erfindung mit "Eau de Cologne". Wasser von Köln. Auch wenn es
eine Weile - knapp 100 Jahre - dauerte, bis eine Reihe von Nachahmern auf den
Plan traten, so war deren Vorgehen selbst für heutige Verhältnisse dreist. Der
Bekannteste von ihnen? Wilhelm Mühlens.
Der geschäftstüchtige Unternehmer kaufte 1803 einem nicht zur Kölnisch-Wasser
Familie Farina gehörenden Farina aus Italien seine Namensrechte ab und verkaufte
diese zwischen 1804 und 1824 über 25 Mal weiter. In einem Gerichtsverfahren 1832
wurde Mühlens wegen "Namensmissbrauch" verurteilt und verlor, wie seine Ge-
schäftspartner auch, das 1803 erworgene Namensrecht. Um weiter als "Farina"
firmieren zu können, nahm Wilhelm Mühlens Sohn Peter Joseph Mühlens einen aus
Mortara, Italien stammen Herrn Farina als Teilhaber mit auf, der allerdings 1847 ver-
starb. Mit dem 1862 neu in Kraft getretenen Namensgesetz durfte nur noch der Name
eines Teilhabers als Firmenname benutzt werden, so dass Mühlens erneut die Na-
mensrechte verlor.
Daraufhin ließ er 1865 den Tagelöhner Ludwig Franz Farina aus Lesmo in Italien
nach Köln holen und ein gleichnamige Firma eintragen. Er selbst löschte daraufhin
seine Firma, um sich von diesem drei Tage später die Firma "Franz Maria Farina in
der Glockengasse 47 der Post gegenüber" übertragen zu lassen. Nach seinem Tod
1873 übernahm sein Sohn Ferdinand Mühlens die Geschäfte. 1878 kam es dann
erneut zu Rechtsstreitigkeiten um einen angeblich 1792 geschlossenen Vertrag
seines Großvaters mit einem gewissen Francois Marie Farina (Carl Franz Farina).
Da er den Vertrag nicht vorlegen konnte, verlor er den Prozess und drei Jahre
später durch ein richterliches Urteil auch endgültig die Namensrechte an "Farina".
Daraufhin löschte er sein Unternehmen und gründete eine neue Firma mit Namen
"Eau de Cologne- und Parfümerie-Fabrik Glockengasse No.4711 gegenüber der
Pferdepost von Ferdinand Mülhens", in den auch der auch der heute weithin be-
kannte Markenname Eingang fand.
Der Name des "aqua mirabilis", des Wunderwassers, geht zurück auf auf das Jahr
1794 als französische Truppen kurz vor Köln standen. Auf Vorschlag der Wacht-
kommission genehmigte daraufhin der Stadtrat "alle Häußer der Stadt ohne Unter-
schied nummerieren ... zu lassen" (Ratsprotokoll HAStK, Bestand 10, Nr. 241,
Blatt 216f.), um besser Gegenmaßnahmen planen zu können. Das Wilhelm von
Lemmens Witwe gehörende Haus in der Glockengasse erhielt daraufhin die Haus-
Nr. 4711 und 1997 mit Wilhelm Mühlens einen neuen Besitzer. Als Berufsbezeichnung
stand im damaligen Adressverzeichnis noch "in Speculationsgeschaeften" und nicht
"Herstellung von Kölnisch Wasser". Erst ab 1803 stellte Mühlens dort sein Duftwasser
her und verkaufte es unter dem Namen "Kölnisch Wasser - Franz Maria Farin in der
Glöcknergasse No. 4711 in Cöln". 1811 wurde die durchlaufende Nummerierung
abgeschafft und durch die heute übliche straßenweise Nummerierung ersetzt. Aus
der Glockengasse Nr. 4711 wurde so die Glockengasse Nr. 12. Mühlens Enkel
Ferdinand Mülhens schließlich kam auf die Idee, die alte Hausnummer stärker her-
vorzuheben und ließ die Zahlenkombination 1881 als Markenzeichen eintragen,
just in jenem Jahr als er endgültig die Rechte an der Marke "Farina" verloren hatte.
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